Aufschieberitis
Aufschieberitis
Prokrastination oder auch Aufschieberitis mag dem Alltäglichen einen Hauch von Drama verleihen (zumindest reden wir uns das gerne ein, wenn wir eine weitere E-Mail als "ungelesen" markieren), aber sie ist den unnötigen Stress nicht wert. Und obwohl wir das wissen, tun es viele von uns trotzdem.
Wir möchten darauf hinweisen, dass wir keine medizinischen Ratschläge geben. Es handelt sich lediglich um eine persönliche Ansicht und Meinung. Bei ernsthaften Anzeichen / Fragen zu Aufschieberitis muss und solltee medizinische Fachperson aufgesucht werden.
Was ist Prokrastination?
In diesem Beitrag wollte ich ein Thema auffassen, dass aktuell bei mir und in meiner Umgebung sehr präsent ist. Ich bin Studentin und gleich wird klar warum, dass ausgerechnet bei mir und bei meinen Freunden sowie Kommilitonen ein bekanntes Thema ist, worüber weniger gesprochen wird. Es geht um Prokrastination. Prokrastination ist ein Problem, das viele haben. Es soll insbesondere bei Menschen beobachtet werden, die überwiegend selbstbestimmt arbeiten, wie Studenten oder Journalisten. Was bedeutet Prokrastination? Es bedeutet, dass Du Dich oft verspätest oder Dinge aufschiebst, die Du tun solltest. Viele denken, dass Prokrastination eine gute Sache ist, weil sie Ihnen Zeit gibt, um etwas zu tun, was besser ist. Aber in Wirklichkeit ist es das nicht. Obwohl es sich um ein allgegenwärtiges Problem handelt, das viele Menschen in ihrem Alltag begleitet, gibt es noch immer keine allgemein akzeptierte Definition für Prokrastination. Sieht man jedoch genauer hin, lassen sich verschiedene Arten von Prokrastination unterscheiden, die jeweils unterschiedliche Ursachen haben und unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Das Verhalten eines Prokrastinierer wird auch oft als „Aufschieberitis“ heruntergespielt. Lächelnd wird das Phänomen, unangenehme Arbeiten erst „auf den letzten Drücker“ machen zu können, mit der Tatsache begründet, „nur unter Druck“ arbeiten zu können. Was für andere von außen, wie Faulheit oder Willensschwach ausschaut, ist für die „Aufschieber“ meistens alles andere als lustig. Schaut man sich das Phänomen der Prokrastination genauer an, soll es nichts mit Faulheit zu tun haben, im Gegenteil, Prokrastination ist ein aktiver Prozess. Zwar wird nicht die Aufgabe erledigt, die gemacht werden muss, aber dafür wird sich mit einer anderen Aufgabe beschäftigt, die in Relation angenehmer erscheint. Rückt die Deadline immer näher, wird der Leidensdruck immer größer. Es handelt von einem ernsthaften Problem der Selbststeuerung. Es ist wichtig das alltägliche Aufschieben von pathologischem Aufschieben zu unterscheiden. Die meisten kennen das Verhalten durch Drücken vor unangenehmen Aufgaben, wie zum Beispiel das Ausräumen der Geschirrspülmaschine. Die Prokrastination grenzt sich davon ab, durch die Störung der Selbststeuerung wird relevantes Leiden erzeugt und es entsteht ein Leidensdruck. Man geht davon aus, dass Prokrastination erlernt wurde und somit auch wieder verlernt werden kann, also keine Panik auf der Titanic, wir können uns diese Angewohnheit auch abtrainieren.
Wie äußert sich Prokrastination?
Prokrastinierende putzen zum Beispiel lieber die Wohnung, bevor sie mit der unangenehmen Steuererklärung beginnen. Die meisten Menschen kennen dieses Verhalten, und problematisch wird es erst, wenn man unter den Folgen des Aufschiebens leidet. Schlechtes Gewissen, Schuldgefühle, weil Arbeit nicht pünktlich erledigt, wurde, auf die andere dringend warten.
Warum prokrastinieren wir?
Wieso schieben so viele Menschen unangenehme Dinge auf, vermutlich in dem Wissen, dass dies Druck und Stress erhöht und zu Angst und Erschöpfung führen kann? Beispielsweise weiß ich ganz genau, sollte ich die Hausarbeit nicht bis Ende nächster Woche fertig haben, ich zu einem extremen Verzug komme und eventuell meine Arbeit nur halb so gut machen kann. Mir sind die Folgen bewusst, bevor ich überhaupt angefangen habe mich an die Aufgabe zu setzen. Trotz all dem tue ich es nicht. Ich kann mir nicht ganz erklären wieso aber genau in diesem Moment fängt das Leiden an. Zunächst rede ich mir ein, ich hätte ja trotzdem noch genug Zeit und irgendwie kriege ich das schon hin, auch wenn es heißt, dass ich „mal“ etwas länger am Abend am Schreibtisch sitze. Außerdem gibt es immer irgendetwas das gerade in diesem Moment, wo die Gedanken verrücktspielen, wichtiger ist oder eben schneller gemacht werden kann und ich es deswegen vorziehe, dann „habe ich es rum“. Derweilen bleibt die eigentliche Priorität liegen.
Was könnten die Folgen von Aufschieberitis sein sein?
Prokrastination führt dazu, dass man eher Fehler macht. Wenn Du etwas aufschiebst, wirst Du sicherlich ungeduldig und versuchst die Aufgabe schnell zu beenden. Dies bedeutet, dass man eher dazu neigt mehr Fehler zu machen. Durch Prokrastination hast Du mehr Stress, da Du durch das Aufschieben nervöser wirst und dann mehr Angst hast, die Aufgabe zu erledigen. Dem somit enstehenden Stress kannst Du immer schlechter entgegenwirken. Ein weiterer wichtiger Punkt - und für mich der wichtigste - ist, dass man unzufried mit sich selber wird. Bei jedem Mal, das wir aufschieben, denken wir immer negativer über uns selbst und meinen, dass wir es hätten besser machen können. Dies führt dazu zu weiterer Unzufriedenheit mit uns selbst und mit dem, was wir tun. Durch die Nervosität und die Angst, die wir bei der Prokrastination hervorrufen, wird es immer schwieriger, neue Dinge zu erlernen.
Woran erkenne ich, dass es sich um Prokrastination handelt und nicht um simple Faulheit?
Die alternative Handlung hat oft unmittelbar eine positive Konsequenz. Der Klassiker ist das Putzen der Wohnung. Es ist schnell erledigt und das Ergebnis stellt einen zufrieden. Die negativen Konsequenzen des Prokrastinierens tritt hingegen erst langfristig auf. Ist die zu machende Tätigkeit wenig vorstrukturiert oder die Aufgabenstellung nicht eindeutig und ohne Deadlines, empfinden wir diese als besonders unangenehm zu erledigen und kann zu Prokrastination führen. Des Weiteren sind Leistungsanforderungen häufig mit Versagensängsten verbunden. Oft ist der Anspruch auf unsere eigene Leistung zu hochgesteckt oder das Ziel einfach zu unrealistisch. Die Ursachen, die zu Prokrastination führen können, sind ziemlich unterschiedlich, schwer zu bestimmen und wissenschaftlich noch nicht vollends erforscht. Perfektionismus gepaart mit Versagensangst soll die am häufigste beobachtete Ursache sein.
Persönliche Tipps & Tricks
Zum Schluss möchte ich Dir ein paar meiner persönlichen Tipps mitgeben, die ich aus meinem Freundeskreis erfahren habe. Es liegt in der Natur des Menschen sich zu überschätzen. Also sollten wir damit beginnen, alles, was wir uns vornehmen, etwa doppelt so lange brauchen, wie wir anfangs dachten. All die Task die wir uns im Kopf vorgenommen haben oder aufgeschrieben haben um etwa die Hälfte streichen. Denn so kannst Du dafür sorgen das statt Frustration ein Erfolgserlebnis auf Dich wartet. Denke bewusst darüber nach was es ausgelöst hat, dass Du wieder versuchst deine Priorität aufzuschieben. Was ist so unangenehm am Erledigen dieser Tätigkeit, die eigentlich am wichtigsten ist? Löst es negative Gefühle aus? Kann ich meine Aufgabe so angehen, ohne dass sie Stress auslöst? Lege Dir im Laufe des Tages feste Pausen ein und eine klare Erholungszeit am Abend, so kannst Du Deine Freizeit ohne schlechtes Gewissen genießen. Es gibt inzwischen tolle Kalender und Notizbücher, die viele Tipps und Techniken beinhalten, um die Aufschieberitis in den Griff zu bekommen. Dazu gehören Task-Tracker, oft gezeichnet, die täglich abgehakt werden. Monatliche Prioritäten schriftlich niedergelegt helfen dabei, den Überblick zu behalten. Und jeder "erledigt" Haken führt zu einem positiven, besseren Gefühl für sich selbst und die weiteren Aufgaben im kommenden Monat. Auch das sogenannte Bullet Journaling ist eine tolle Hilfe. Die Kombination aus Zeichnen, Clustern, visueller Darstellung helfen vielen visuell veranlagten Menschen Struktur in den Alltag und die damit verbundenen Aufgaben zu bekommen.
Fazit: Welche positiven Veränderungen gibt es für Aufschieber, wenn sie die Aufschieberistis nach und nach überwinden?
Schon allein durch den verringerten Leidensdruck kann sich eine Verbesserung des Wohlbefindens einstellen. Ratsam ist es, dass man am Ende der erledigten Aufgabe diese als "fertig" in Gedanken ablegen kann, und die Arbeit nicht mehr im Hinterkopf hat. Auf diese Art und Weise kann man sich klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit setzen und letztere wesentlich besser genießen. Für mich selbst habe ich herausgefunden, sobald ich wieder versuche meine Aufgaben vor mich her zu schieben, ich einmal gedanklich durchmache, wie es wäre, wenn ich diese erledigt hätte. Ich versuche das Gefühl nachzuempfinden, wie es ist, alles was man vorgehabt hat, erledigt zu haben. Allein dieses Gefühl der Erleichterung ist eine Motivation und ein Ansporn, um der unangenehmen Aufgabe entgegenzutreten.
XOXO Katrin